Astrologischer Katechismus

Astrologen sagen, dass sich Wesen und Charakter eines jeden Menschen aus genau zwölf Elementen zusammensetzen.

Diese Elemente heißen:
Wassermann, Steinbock, Schütze, Skorpion, Waage, Jungfrau, Löwe, Krebs, Zwillinge, Stier, Widder, Fische.

In jedem Menschen wirken diese Elemente in einer ganz persönlichen Mischung und Färbung.

Manchmal jedoch begegnen uns sehr reine Charaktertypen, in denen ein einzelnes Element die anderen vollständig überwiegt.

Hier ist aufgeschrieben, woran man sie erkennt, diese reinen Charaktere:

Aquarius, Capricornus, Sagittarius, Scorpius, Libra, Virgo, Leo, Cancer, Gemini, Taurus, Aries, Pisces

Wassermann

Aquarius

Der Wassermann ist getrieben von Ungeduld.

Unermüdlich denkt er nach und grübelt. Sagt allen, woran es krankt und fehlt in dieser Welt und was zu tun sei, hier und jetzt! Seine Ideen sind interessant. Man spricht darüber.

So sieht es in seinem Kopf aus.

Sie bewundern ihn. Er fasziniert, doch keiner mag ihm folgen. Viele verstehen ihn gar nicht und belachen ihn. Das kann er nicht begreifen. Was zu tun ist, liegt doch auf der Hand! Ihr Lachen schmerzt ihn, ihre Gleichgültigkeit. Doch der Wassermann arbeitet weiter, an den Dingen und am Publikum. Blinde Zuversicht leitet ihn.

Zuweilen wird er unduldsam und zornig, sucht den Streit. Beschimpft die Menschen: Dummheit herrsche vor und Mittelmaß, Kleingeister hätten hier das Sagen. Man liebt ihn trotzdem, lässt ihn reden, hört ihm gerne zu.

Gleichwohl: Er bleibt allein. Denn jeder kann nur so weit gehen, wie er kann. Nicht weiter, nicht mit ihm. Und das versteht er nicht, der Wassermann, er will es nicht verstehen.


Steinbock

Capricornus

Der Steinbock überwindet seine Schüchternheit.

Mit den Menschen kennt er sich nicht aus. Er wandelt unter ihnen wie durch einen Wald in dichtem Nebel: Nur schemenhaft sind Bäume zu erkennen. Immer wieder taucht vor ihm einer aus dem Nebel auf. Er weicht aus oder läuft dagegen. Nichts ist vorhersehbar. Angespannt tastet er sich voran unter den Menschen.

Nebel im Wald. Wald im Nebel.

So verbringt der Steinbock sein Leben: Jederzeit gefasst auf Zusammenstöße, Irrtümer, Missverständnisse.

Jedoch: Er lässt sich nicht einschüchtern. Jeden Tag widersteht er dem Impuls, zurückzuweichen, sich zu verschließen, sich abzuwenden. Nein, er lässt sich Pfade zeigen im Wald und lernt, sich zurechtzufinden. Kein Verzagen erlaubt er sich.

Für Menschen hat er Schubladen. Darin liegen einfache Ratschläge bereit für alle Lagen: für Angriff und Verteidigung, für Vertrauen und Verrat, für Freund und Feind, Ratschläge auch für die Liebe. Wenn der Steinbock nichts Passendes findet, fasst er blinden Mut und schlägt sich einen Weg quer durch die Hecke, sehr zum Erstaunen der anderen.

Wer ihn, den Schüchternen, durchschaut hat, verzeiht ihm seine Kanten. Denn es ist Verlass auf den Steinbock, auf seine Geradheit. Falschheit wäre ihm auch zu verwickelt.


Schütze

Sagittarius

Der Schütze ist mutig.

Die ihn bewundern, sehen jemanden, der aufrecht für eine Sache kämpft, für eine Idee, für Menschen. Der die Gefahr nicht scheut, der mit Gegnern und Rückschlägen rechnet. Dem letztlich alles gelingt, weil er im Glück des Tüchtigen steht.

Die ihn nicht mögen, sehen jemanden, der auf Publikum und Beifall rechnet. Das Gute, das er wirkt, muss seine Handschrift tragen. Darauf achtet er.

Zähigkeit ist das Geheimnis seines Erfolgs. Hat er ein Ziel erkannt, kann er geduldig die Gelegenheit abwarten, es zu nehmen. Schon kleinste Fortschritte spornen ihn an.

Halbheiten sind dem Schützen zuwider. Mit Kameradschaft kann er nicht viel anfangen. Er sieht nur Gegner oder Unterstützer, vor allem Gegner. Alles teilt sich in Ja und Nein.

Bloße Geselligkeit langweilt ihn. Alles muss seinen Zweck haben.

Sein Weltbild ist gegliedert wie ein Haus: Treppen, Flure und Zimmer folgen einer sachlichen Ordnung. Die Menschen bewegen sich darin mit klaren Absichten auf der Stirn. Mit dem richtigen Schlüssel lassen sich alle Türen öffnen. Wer sich verirrt, hat keinen Plan. Er selbst hat immer einen Plan.

Gelegentlich gerät er in eine Sackgasse. Sich mit heiterer Gelassenheit daraus zu erheben, darauf kommt er nicht.


Skorpion

Scorpius

Der Skorpion ist böse.

Immer kommt er im Leben zu kurz. Allen geht es besser als ihm. Sie müssen sich nicht einmal anstrengen dafür. Ihnen lacht das Glück.

Nie erhält er, was ihm zusteht. Die anderen verweigern es ihm. Verbünden sich gegen ihn, halten ihn kurz. Immer belachen sie ihn, den Erfolglosen, seine vergebliche Mühe. Voller Bosheit und Tücke sind sie!

Sie halten ihn für schwach, doch er zahlt es ihnen heim. Denn böse und tückisch sein, das kann er auch. Er will es nicht, aber sie zwingen ihn dazu. Der Neid überwuchert sein Herz.

Nach außen ist der Skorpion freundlich und charmant, klug und voller Teilnahme. Doch der Charme ist kalt, die Freundlichkeit ist aufgesetzt. Seine Teilnahme wurzelt in Gescheitheit, nicht in Wärme. Was er an Herzlichkeit vorführt, entstammt nicht dem Herzen. Die Klugheit missbraucht er zur Tücke.

Die anderen im Unglück.

Düstere Freude hat er daran, andere im Kummer zu sehen. Mit raffinierter Grausamkeit fördert er ihr Unglück, durchschaut ihren Streit und schürt ihn, nimmt sie gegeneinander ein, stellt den einen bloß und dem anderen eine Falle. Und erfreut sich seiner Macht, zeigt lachende Bosheit, wenn er einmal aufrichtig ist.

Die meisten Menschen sind falsch aus Schwäche. Der Skorpion ist falsch aus Stärke.


Waage

Libra

Die Waage sucht Schönheit und Harmonie.

Sie umgibt sich mit Farben und Formen, die miteinander harmonieren. Ruhe und Frieden sind ihr lieb, edle Einfalt und stille Größe. Doch auch im Hässlichen, auch im Missklang, im Verfallenden und Zerstörten hört die Waage eine verborgene Melodie. Viele verstehen das nicht.

Harmonie und Schönheit.

Schönheit entsteht, wo Dinge miteinander sprechen und einander verstehen. Wo eines beisteuert, was dem anderen fehlt. Wo die passende Antwort alles zu einem Ganzen machen kann. Auch der klare Gegensatz, der glatte Bruch gehören ins Bild. Alles Hässliche wird aufgehoben im Schönen. So will es die Waage.

So will sie es auch bei den Menschen. Sie hält auf Fassade und Zeremoniell und leidet, wo es jemand an Benehmen und schönen Worten fehlen lässt. Streitet jemand, wendet sie sich ab. Wird jemand laut, verschließt sie ihre Ohren. Oft nimmt die Waage ihre Brille ab und begnügt sich mit Verschwommenem.

Nicht immer genügt das. Dann sucht die Waage verzweifelt nach Ausgleich zwischen den Menschen, begütigt und schlichtet. Klärt auf und hilft zu verstehen. Stellt die Fassade wieder her und das gute Benehmen.

Fordert zornig ihr Minimum an Illusion.


Jungfrau

Virgo

Die Jungfrau liebt keine Überraschungen.

Alles, was geschieht, muss im Vorhersehbaren bleiben, muss klar und überschaubar sein. So richtet die Jungfrau ihr Leben ein, darauf beschränkt sie es. Gleichwohl: Ihre Welt ist farbig und reich an Menschen und Dingen.

Gelegentlich erweitert sie ihr Bild, den Lebensrahmen. Doch nicht um viele Schritte und immer mit Bedacht. Auch ihre Wünsche führen sie nicht weit hinaus.

Für Abenteuer hat die Jungfrau keinen Sinn und Übermut ist ihr ein Graus. Doch kann sie einem Mutigen vertrauen! An seiner Seite kann sie etwas wagen. Nur verlässlich muss er sein.

Unordnung ist ihr zuwider.

Auch auf alles andere muss Verlass sein, unbedingt.

Die Jungfrau überzeugt sich immer wieder selbst: Alles ist gut, mir passiert nichts. Das Unvorhersehbare tritt niemals ein. Darin ist sie eine Meisterin.

So geht sie sicher auf ihren festen Wegen, vertrauend auf das Klare und Sichtbare.


Löwe

Leo

Früher war der Löwe eine Majestät.

Heutzutage kommt er bescheiden daher: Leise tritt er auf, mischt sich unter die Leute, spricht mit ihnen und hört zu. Gleichwohl: Er bildet den natürlichen Mittelpunkt. Alle sehen ihn an. Sie blicken zu ihm auf.

Er wäre überrascht, wenn jemand an ihm zweifelte, an seiner natürlichen Majestät. Er ist kein Jedermann. Keiner kann so selbstverständlich lenken und bestimmen wie er. Sein Löwenbrüllen braucht er dafür gar nicht. Man folgt ihm einfach, fühlt sich geehrt. Er hat doch eine besondere Gabe!

Der Löwe liebt die Kinder, spielt und scherzt mit ihnen. Denn Kinder kommen nicht auf die Idee, sich zu vergleichen. Mit ihm! Ihnen muss er nichts beweisen, nichts erklären. Den anderen schon, mitunter. Das ist lästig.

Zeichen des Sultans, des Herrschers.

Natürlich irrt sich auch ein Löwe. Er hat nicht immer recht. Doch merkt das niemand und er selbst vergisst es wieder.

Das einzige: Ihm fehlt es an Gelassenheit. Zu oft ist er verärgert, regt sich auf und brüllt zuweilen, um gehört zu werden. Das missfällt ihm selbst. Moderne Löwen tun das nicht.


Krebs

Cancer

Der Krebs lebt für andere.

Eigentlich gibt es ihn gar nicht, den Krebs. Er hat sich aufgegeben für andere. Unbedingt folgt er ihren Erwartungen, erfüllt ihren Willen, kommt ihren Wünschen sogar zuvor. Besser als du selbst weiß er, was du möchtest, und handelt danach. Du merkst es kaum.

Zu dienen und zu helfen ist sein Glück, ein anderes kennt er nicht. Sein Lohn ist, mit den anderen am Tische sitzen zu dürfen. Das genüge ihm vollauf, so sagt er sich. Fühlt der Krebs sich trotzdem einsam, verdoppelt er die Mühe für andere. Sie danken es ihm, durchaus.

Er ist kein Engel aus dem Himmel.

Nur ist der Krebs kein Engel, ist kein Gesandter des Himmels. Er hat ein ICH, eine Seele, die genährt sein will. Die Liebe braucht und nicht nur die Erlaubnis, mit am Tisch zu sitzen. Doch ist er selbstlos bis zum Letzten und tut nichts für sich selbst, er kennt sich selber gar nicht.

Man glaubt es kaum: Der Krebs kann hassen. Den der keine Opfer braucht und keine Opfer gibt und damit glücklich ist. Der des Krebses Armut sieht und echtes Mitleid hat mit ihm. Vielleicht ihm sogar helfen will.

Krebse verbinden ihr Leben mit Löwen und mit Schützen, nicht mit anderen Krebsen. Doch wenn zwei Kebse sich begegnen, verstehen sie einander ohne Worte.


Zwillinge

Gemini

Zwillinge verstehen alles und jeden.

Man unterhält sich gern mit ihnen, nennt sie geschwätzig. Unermüdlich tragen sie Geschichten von einem zum anderen. Wenn sie etwas Neues erfahren, brennt es in ihnen, bis sie es weitererzählt haben. Wusstest du schon? Höre nur!

Doch eigentlich sprechen die Zwillinge gar nicht viel. Sie halten stattdessen die anderen am Reden. Vor allem fragen sie. „Wie geht es dir“ ist immer ernst gemeint. Gern vertraut sich ihnen jeder an. Denn Zwillinge unterscheiden gut, was ein Geheimnis ist und was weitererzählt sein will.

So wissen sie über alles Bescheid. Doch sie wissen nicht nur, sondern begreifen auch alles. Verstehen die Menschen, durchschauen, was sie bewegt und warum sie so sind, wie sie sind. Sehen durch alles und jeden hindurch.

Wie geht es dir?

Zwillinge fühlen genau, was zu tun ist. Ohne zu denken, tun sie das Richtige, sagen das Passende, wissen zu schweigen. Denn sie SEHEN, was passieren wird, schließen es aus den vielen Geschichten.

Sie SEHEN auch immer, was gut ist für den einen und schlecht für den anderen. Jeder sucht und findet Rat bei ihnen.

Zwillinge verurteilen niemanden, können es gar nicht. Weil sie für alles und jeden Verständnis haben.


Stier

Taurus

Der Stier steht fest, wohin man ihn gestellt hat.

Er wird nicht weichen. Mögen sie herumspringen, die jungen Toreros, vor seiner gesenkten Stirn, mit ihrem Degen fuchteln und sich wichtigtun. Seine Augen sind klein, aber scharf, er beobachtet sie genau, kennt ihre Finten, pariert sie mit sparsamen Bewegungen.

Er steht wie eingerammt.

Sitzt wie eingerammt.

Als er jung war, hat er gern gefochten, sich gemessen mit den anderen. Doch nun ermüdet ihn der Kampf seit Jahren. Die Gegner kommen und gehen und jeder nimmt etwas mit von ihm, von seiner einstigen Kraft. Gern würde er das Feld verlassen. Doch er kann nicht weichen.

Im Grunde ist der Stier ein friedlicher Typ. Er sagt: Wenn sie ihn in Ruhe machen ließen, was er muss, was seine Aufgabe ist, sei er zufrieden. Sie glauben ihm das nicht und meinen, dass er Freude daran habe, sich zu widersetzen.

Sein Blut erwärmt sich nur, wenn jemand Schutz braucht, sich ihm anvertraut. Für den schlägt dann sein Herz. Dann wird der Stier zur Mauer gegen alle Feinde. Dann bringt er sogar Herzensgüte auf für seinen Schützling. Sonst nicht.


Widder

Aries

Der Widder denkt wie ein Sportler.

Was andere den Ernst des Lebens nennen, ist ihm der Ernst des Spiels. Er liebt den ehrlichen Wettstreit. In allem will er der Erste sein, er will es unbedingt. Doch achtet er den Besseren und gönnt ihm den Erfolg. Nur die schlechten Verlierer verachtet der Widder.

Manchmal greift man eben ins Leere. Sportler sehen das sportlich.

Er ist ein sympathischer Angeber, immer will er der Anführer sein. Wo andere Umwege machen, schlägt er für alle eine Schneise. Faulheit ist ihm zuwider, Muße kennt er nicht. Man gibt ihm zu tun, um ihn bei Laune zu halten. Gedanken macht der Widder sich, doch keine unnötigen. Ungewissheit überbrückt er mit Tatkraft.

Wird aber falsch gespielt, so wird der Widder böse, denn die Fairness ist ihm heilig. Dass jemand ihn zu täuschen sucht, verzeiht er nicht. Dann muss er ihn besiegen mit jedem Mittel und um jeden Preis. Aus reiner Klugheit nachzugeben fehlt seiner Natur.

Doch bei allem, was er tut, ist der Lebensernst nicht berührt. Es gibt gar keinen Lebensernst.


Fische

Pisces

Fische finden nirgends Halt. Sie schwimmen.

Wie geht es dir? Der Fisch kann auf diese Frage jeden Tag ausführlich antworten. Immer horcht er tief in sich hinein. Geht es mir gut? Was in mir gibt heute den Ton an?

Der Fisch hat auch tausend Antennen dafür, wie es anderen geht. Kleinste Signale genügen ihm, ein Wort, eine Geste. Alles zählt. 

Jederzeit sind seine Sinne gespannt, nach außen wie nach innen. Er kann sich nicht retten vor den Stimmen und Signalen. Doch ergeben sie ein Bild? Worauf ist Verlass, was bietet Halt? Heute so und morgen anders. Nichts hilft ihm zu entscheiden.

Nichts ist klar.

Er schmiedet Pläne und verwirft sie wieder. Gibt sich ganz auf für andere und vergisst sie dann. Verspricht so vieles und erfüllt so wenig. Beeindruckt und enttäuscht. Ist voller Rücksicht und dann wieder schonungslos, obwohl er selbst doch so verletzlich ist. 

Was geht nur alles in ihm vor? Auch er weiß es nicht.