Mehr als solide Halbbildung, auf viele Felder verteilt, ist an Bildung nicht erreichbar.
Ein Amateur ist jemand, der sich in den Dienst einer Sache stellt und sein vieles halbes Wissen mit Feuereifer produktiv umsetzt. Heinrich Schliemann ist Prototyp und Vorbild aller produktiven Amateure.

Seine Halbbildung und seine Begeisterung führen den Amateur hart an die Grenze zum Fachmann, ohne dessen gewerbsmäßiges Können zu erreichen. Seine Tragik ist es, in der Arbeit jedes Meisters feinste Unterschiede zu erkennen und würdigen zu können – ohne indes selbst jemals zur Meisterschaft zu gelangen.
Der Amateur muss sich davor hüten und der Versuchung widerstehen, sein Werk und sein Können in einer professionellen Umgebung zu präsentieren. Ein hochkarätiger Konzertsaal ist nichts für einen Freizeitchor, sei er auch noch so gut präpariert. Laienspielgruppen gehören nicht auf eine professionelle Bühne. Dort erstirbt ihr Charme, der Zauber des begeisterten Amateurs. Denn das zahlende Publikum erwartet – unbewusst vielleicht – in der professionellen Umgebung nur den Meister selbst und urteilt entsprechend. Auch die besten Amateurfotos wirken im Museum deplatziert.

Übrigens erkennt der Amateur einen professionellen Scharlatan sofort. Hier ist er dem Künstler überlegen.
Heinrich Schliemann wollte sich mit echten Archäologen messen. Doch ist sein Verdienst nicht in der Archäologie zu suchen. Es besteht in dem Enthusiasmus, mit unglaublicher Beharrlichkeit eine phantastische Idee zu verfolgen.
Florence Foster Jenkins war ebenfalls eine großartige Amateurin. Sie zu belächeln ist erlaubt, wenn auch nicht ganz fair.
Auch Staatsoberhäupter dilettieren mit Eifer. Sie machen uns Angst.

